Es ist eine oft gehörte, kaum noch erträgliche Tatsache: die Krisen und Katastrophen der Gegenwart häufen sich, die politische Landkarte muss neu gezeichnet werden, unsere Welt im Ganzen verändert sich. Klimaschutz, erneute nationalstaatliche Grenzziehungen, krampfhafter Erhalt von Arbeitsplätzen durch Wirtschaftsförderung: Statt weiterhin davon auszugehen, dass wir die Veränderungen aufhalten können und im ewigen Gestern das Heil zu suchen, täte ein Umdenken gut. Wie können wir uns in den Mutationen des Klimas und der Ökosysteme einrichten? Wie lässt sich ein gutes Leben für alle Spezies ermöglichen? Wie müssten sich dafür unsere Städte, unsere Architektur verändern? In der Eröffnungsinszenierung brechen die Performer*innen auf zu neuen Ufern – mit scharfer Kritik an der Gegenwart, zynischer Selbstspiegelung und einer Vielzahl utopischer Bilder und Ideen, wie es anders gehen könnte, wenn wir uns denn trauten, Utopien zu formulieren.
ITZ im Zimmertheater Tübingen Premiere: 20.10.2018 Text und Inszenierung: Peer Ripberger |
„‚Der bleierne Lauf der Geschichte ist ein Arschloch‘. Okay, dass die Welt den Bach runtergeht, das hat man sinngemäß schon mal gehört. Auch beim Untertitel ‚Aufbruch nach Utopia‘ fühlt man noch nicht den Dampf von heißem neuem Theater-Scheiß. Der Auftakt zur neuen Intendanz am Zimmertheater Tübingen geht aber einher mit einer Herangehensweise, die die Umfirmierung des Theaters in ein „Institut für theatrale Zukunftsforschung“ beschreibt. Und die merkt man dem Stück von Autor und Co-Intendant Peer Ripberger an. Es entstand in großen Teilen in der Stadt und unter dem Eindruck ihrer Menschen. Die erkennen sich wieder, was im Premierenpublikum sowohl für Heiterkeit als auch für offene Unmutsbekundung sorgt.“ |
„Die Absage an traditionelle Theaterformen, an psychologisierende Darstellung, weist in die Zukunft des Zimmertheaters, verrät aber nicht zu viel. ‚Der bleierne Lauf der Geschichte‘ konfrontiert das Publikum mit etwas Neuem: ein Stück, das fordert, irritiert, bunt und trocken zugleich, nicht ohne Zauber und doch provozierend plakativ.“ |
„Das Auftaktstück der neuen Intendanz am Institut für theatrale Zukunftsforschung (ITZ) ist ein mit manch interessanten Ideen bestücktes Manifest linker Gegenkultur, das es sich zu einfach macht. Theater – ist es nicht.“ |
„Das kleine Tübinger Zimmertheater droht seine große Vergangenheit zu verspielen.“ |