Kalter Hund oder: Dackel, die ins Gras beißen

In Karl und Henriks Wohnung ist ein Zimmer frei. Wie nutzt man das nun sinnvoll: Für ein Kinderzimmer oder einen neuen Mitbewohner? Karl und Henrik einigen sich auf ein Gästezimmer als Zwischenlösung. Denn Besuch bleibt nicht für immer. Als dann Rasmus vor der Tür steht, wird er direkt in das Leben der beiden und ihre seltsamen aber liebevollen Rituale eingebunden. Doch obwohl alles ganz alltäglich scheint: In dieser Wohngemeinschaft stimmt etwas ganz und gar nicht. Warum muss jeder mal den Löffel abgeben? Warum wäscht man nicht das Geld des anderen? Und wer ist der ominöse Rüdiger, dessen Geburtstag in seiner Abwesenheit gefeiert werden soll?

Peer Mia Ripbergers neues Stück lässt die Figuren in humorvoll lakonischer Sprache aufeinander treffen. Irgendwo zwischen Krimi und Groteske – skurril, witzig und rätselhaft.

ITZ im Zimmertheater Tübingen
Premiere: 07.12.2024
Text und Inszenierung: Peer Mia Ripberger
Schauspiel: Julian Lehr, Cyril Hilfiker, Jel Woschni
Ausstattung: Nicola Gördes
Musik: Konstantin Dupelius
Dramaturgie: Corinna Huber

„»Kalter Hund« ist ein kindlich verspieltes, aber dunkles Traumspiel mit Krimi-Anwandlung. Ein Gast blickt in den Leichenkeller heiler Paarwelt. Klingt schwer anstrengend, nach Theater und Psychoanalyse. Doch Peer Ripberger hat in dieses durchaus auch komische (Alp-)Traumspiel manches eingebaut, was dem entgegenläuft. Erstens eine spooky Ebene, dann eine Krimispur […] Der sich entwickelnden Sogkraft des Stücks kann solch durchscheinende Handwerkstransparenz mit ausgeprägtem Hang zum Spielen nichts anhaben. Alles symbolisch, kinderleicht, gleichzeitig unheimlich, dunkel und mit zunehmender Spieldauer – spannend.[…] die alten Fragen, die alten Antworten, aaahh, da geht nix drüber!“

Peter Ertle – Schwäbisches Tagblatt

„ »Kalter Hund« wirkt von Anfang an doppelbödig, denn Peer Mia Ripberger hat seinen Text aufgeladen mit allen denkbaren makaberen Metaphern, Wortspielen, Kalauern. […] Der Zuschauer im Zimmertheater wähnt sich zunächst in einer neuzeitlichen Version von »Arsen und Spitzenhäubchen« und rechnet schon fest damit, dass Karl und Henrik dazu ansetzen, Rasmus zu meucheln. Aber der Zuschauer täuscht sich natürlich. […] Das Stück endet glücklicherweise nicht mit dieser Enthüllung, sondern wandelt seinen Ton von komisch-makaber zur leichten Melancholie, und der Zuschauer fragt sich alsbald, ob »Kalter Hund« nun eine bissig-skurrile Mediation über die Sterblichkeit oder ein boshafter Kommentar zum WG-Dasein schlechthin sein könnte. Cyril Hilfiker, Julian Lehr und Jel Woschni spielen Karl, Rasmus und Henrik mit Gleichmut, sturer Empfindsamkeit, sarkastisch, verzweifelt, nuanciert. »Kalter Hund« […] ist klar erzählend in der Haltung und ein wenig dem Theater des Absurden verpflichtet.“

Thomas Morawitzky – Reutlinger General-Anzeiger